Luise Algenstaedt (1861-1947)

war eine der wenigen erfolgreichen deutschen Schriftstellerinnen zu Beginn des 20.Jahrhunderts.

Ihre Geschichten beschreiben mit großer Ernsthaftigkeit das Leben der einfachen Menschen. Ihre Helden sind Fischer, Bauern oder Landgeistliche, die sich durch Ehrlichkeit, Fleiß und eine natürliche Frömmigkeit auszeichnen.

Dem Thema Toleranz und Nächstenliebe über Konfessionen hinaus widmet sie sich mit großem Sachverstand und mit sehr viel Verständnis für alle Seiten. Das Verhältnis zwischen Christen und Juden ist eines ihrer großen Themen. 

Ganz besonders am Herzen liegt Luise Algenstaedt der Weg von Frauen in die berufliche und gesellschaftliche Emanzipation. Ihre Protagonistinnen finden entweder ihren eigenen Platz im Leben oder scheitern daran.

Luise Algenstaedt ist eine außerordentlich gute Beobachterin. Das beweist sie sowohl bei Naturbeschreibungen als auch mit ihren Figuren, deren Ängste, Hoffnungen und Zweifel sie einfühlsam zu beschreiben weiß.

Weibliche Schranken, Leipzig 1894

Er hat kein Gefühl, Erzählung, Zeitschrift „Niedersachsen“ 1901

Altes aus Mecklenburg, Zeitschrift „Niedersachsen“ 1901

Quellsucher, Roman, Schwerin 1902

Frei zum Dienst, Roman, Schwerin 1902

Was die Erde gab, Roman, Berlin 1904

Kraut und Unkraut vom Heimatboden, Erzählungen, Schwerin 1904

Allzeit Fremde, Roman, Schwerin 1905

Der Reisepass, Erzählungen, Berlin 1905

Skizzen aus dem Schwesternleben, Schwerin 1906

Unsere Art, Erzählungen, Leipzig 1907

Pfarramtliches aus alten Zeiten, Zeitschrift Heimat 1907

Von Amts wegen, Roman, Wismar 1909

Die große Sehnsucht, Novellen, Leipzig 1910

Der steinerne Fluch, Erzählungen, Schwerin 1910

Frau Rübezahl, Novellen, Leipzig 1911

Ums Land der Väter, Roman, Berlin-Lichterfelde 1912

Freigäste, Erzählungen, Reutlingen 1916

Lachende Augen, Erzählungen, Königsberg 1920

Luise Algenstaedt wurde am 8. Mai 1861 als zehntes Kind des Pastors Heinrich Algenstaedt in Wattmannshagen bei Güstrow geboren.

Eine öffentliche Schule hat sie nie besucht, ihre Ausbildung erhielt sie vom Vater und den älteren Geschwistern. Lediglich eine dreieinhalbjährige musikalische Ausbildung in Berlin und eine einjährige Hauswirtschaftslehre auf Gut Alt Rehse absolvierte sie auf Wunsch der Eltern.

Noch sehr jung führte sie ihrem ältesten unverheirateten Bruder den Pfarrhaushalt und arbeitete als Klavierlehrerin in Celle.

1896 bewarb sie sich um Aufnahme als Diakonisse in das Stift Bethlehem. Da sie bereits 34 Jahre war, ein ungewöhnlicher Schritt, jedoch von dem ehrlichen Wunsch getragen, berufliche Erfüllung zu finden. Doch schnell musste sie feststellen, dass das Stiftsleben nicht ihrem Wunsch nach einer eigenständigen beruflichen Tätigkeit entsprach. Bereits nach zwei Jahren verließ sie das Stift wieder, um einige Jahre gemeinsam mit ihrer Schwester Elisabeth in Rostock zu leben.

In den Folgejahren widmete sie sich intensiv ihrer schriftstellerischen Arbeit. Ihre Erlebnisse während der Zeit als Probeschwester verarbeitete sie in dem 1903 erschienenen Roman Frei zum Dienst. Eine Diakonissengeschichte.

Ihrem ältesten Bruder fühlte sie sich besonders verbunden, mit ihm kam sie 1907 nach Ribnitz. Friedrich Algenstaedt war von 1871 bis 1877 Lehrer an der Ribnitzer Realschule gewesen, bevor er mehrere Pfarrstellen innehatte. Nach seiner Emeritierung nahm er hier seinen Altersruhesitz im Haus Nizzestraße 20.

Luise Algenstaedt war zum Zeitpunkt der Übersiedelung nach Ribnitz bereits eine bekannte Schriftstellerin.

Ihr Roman Frei zum Dienst! erlebte zwei Jahre nach dem Erscheinen bereits die 8. Auflage (11. Auflage 1922, letztmals bei Paperback 2010).

Bis 1920 entstanden in Ribnitz eine Reihe weiterer Romane und Erzählungen. Mehrfach unterstützte die Schiller-Stiftung in Weimar die Schriftstellerin durch Stipendien, denn die materiellen Verhältnisse Luise Algenstaedts waren zeitlebens äußerst bescheiden.

Nachdem ihr Bruder 1929 verstorben war, entschloss sich Luise Algenstaedt Ribnitz zu verlassen und wieder zu ihrer Schwester Elisabeth nach Rostock zu ziehen. Zwischen 1933 und 1943 wohnten die beiden Frauen dort in der Neuen Werderstraße, bevor sie wegen der ständigen Bombenangriffe wahrscheinlich die Stadt verließen. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Luise Algenstaedt im Feierabendhaus der Inneren Mission in Güstrow, wo sie am 26. Mai 1947 starb.  Luise Algenstadt wurde auf dem Friedhof in Wattmannshagen neben Eltern und Geschwistern beigesetzt.

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