Anna Gerresheim

Die Familie Gerresheim war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Ribnitz ansässig. 1791 wurde der angehende Stadtsekretär Ludwig Friedrich Adolf Gerresheim ordentlicher Bürger.

Dessen Enkelin Anna Louise Adolphine Eduardine Gerresheim wurde 1852 als drittes von acht Kindern des Ribnitzer Stadtrates und Advokaten Eduard Adolph Gerresheim und dessen Ehefrau Dorothea Henriette in Ribnitz geboren. Der Wunsch, Malerin zu werden, bestand schon früh. Da Frauen das Studium an Kunstakademien zu dieser Zeit noch nicht gestattet war, ermöglichten ihr die Eltern ab 1874 den Besuch der Malschule von August Tom Dieck in Dresden. Nach dem Tod des Vaters wechselte sie 1876 für vier Jahre nach Berlin in die Damenklasse an die Königliche Akademie der Künste.  1880 besuchte Anna Gerresheim die Künstlerkolonie im dänischen Hornbæk. Es folgten Studienaufenthalte in London und Wales sowie in Paris. 1884 wurde Anna Gerresheim Mitglied im Berliner Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen. Im Jahr 1885 arbeitete sie das erste Mal in Ahrenshoop, wo sie 1892 gemeinsam mit ihrer Schwester Bertha (1846–1916) in der Dorfstraße 20 ein Haus baute. Zu ihnen gesellte sich 1906 ihre Schwester Auguste (1838–1908), die, wie auch Bertha, ebenfalls Malerin war. Die beiden erreichten jedoch nicht die Bekanntheit ihrer jüngeren Schwester. Anna Gerresheim lebte bis zu ihrem Tod im Haus ihrer Schwester Bertha. Sie wurde auf dem Ahrenshooper Schifferfriedhof beigesetzt.

Während der Jahre an der Berliner Königlichen Akademie der Künste schuf Gerresheim vor allem Porträts und Genrebilder. Nach 1880 entstanden viele Landschaftsstudien der Ostsee. 1881 wurde erstmals eines ihrer Gemälde auf der Akademischen Kunstausstellung in Berlin gezeigt. 1882 erfüllte Gerresheim in London und in Wales Porträtaufträge, ab 1884 nahm sie an den Ausstellungen des Berliner Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen teil, später war sie außerdem Mitglied im Verein für Original-Radierung in München. 1893 und 1897 stellte sie erfolgreich auf der jährlich stattfindenden Großen Berliner Kunstausstellung aus. Ihrer Heimatstadt und der Boddenregion blieb Anna Gerresheim zeitlebens verbunden. Als Mitbegründerin der Künstlerkolonie Ahrenshoop machte sie sich im dortigen gemeinnützigen Verein sowie im renommierten Verschönerungsverein einen Namen. Auch nach 1918, als viele Künstler den Ort verließen, war sie weiter in Ahrenshoop tätig. Ihre Motive waren stark von den Menschen und der Landschaft der Ostseeküste geprägt.

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